Nach 1556 hatte Eckwarden seine größte Ausdehnung
Eine weitere umfangreiche Forschungsarbeit konnte Hans Hermann Francksen den Mitgliedern des heimatkundlichen Klönabends vorstellen: Die Siedlungsgeschichte der Gemeinde Eckwarden. Neben einer ausführlichen Beschreibung der Entwicklung des Gemeindegebietes enthält das Werk Untersuchungen über die Besitzverhältnisse von zirka 250 Wohnplätzen. Zum Anhang gehören mehrere Vorträge des Verfassers über Eckwarden, der Eckwarder Bauerbrief von 1661 und eine Anzahl historischer Karten.
Der Aufstieg Eckwardens beginnt mit den spätmittelalterlichen Landverlusten im heutigen Jadebusengebiet. Die Ausweitung der Ahne trennte das einst bedeutende Aldessen vom Festland und bewirkte schließlich auch seinen Untergang. Ebenso erging es Eckwarderbrügge, das vermutlich 1334 Opfer der Fluten wurde. Das Verschwinden dieser beiden Gemeinwesen, so vermutet Francksen, dürften zur Begründung des neuen Kirchspiels Eckwarden geführt haben. Jedenfalls findet 1427 der letzten Pfarrer von Aldessen in Eckwarden seine neue Wirkungsstätte.
Während in der Folgezeit an der Jade noch weitere Landstriche versanken, begann an der Westküste Butjadingens Neuland anzuwachsen. Nachdem 1514 Butjadingen unter die Herrschaft Oldenburgs gekommen war, machten sich die Grafen diese Entwicklung zu Nutze und betrieben fortan Eindeichungen in großem Stil. Eckwarden erlebte nach 1556 seine größte Ausdehnung, danach allerdings ging’s wieder bergab. Viele Fluten nagten fortan an den neuen Deichen. Große Teile der neu gewonnenen Flächen, aber auch altes Kulturland gingen in der Folge wieder verloren, bis schließlich 1785 die heutige Deichlinie erreicht wurde.
Im folgenden Teil hat Hans H. Francksen die Geschichte aller bebauten Grundstücke zurückverfolgt, soweit es ihm möglich war. Exakte Daten erhielt er bis 1764, dem Gründungsjahr der Oldenburgischen Brandkasse. Einigermaßen zuverlässig sind auch noch die Angaben bis zur Weihnachtsflut 1717. Bei manchen Besitztümern lassen die Angaben aber auch noch weiter zurück ermitteln, wie bei den Domänen im Hayenschloot.
Den Hof Gutzwarden hält Francksen übrigens für einen der bedeutendsten in der Umgebung Eckwardens. In der unmittelbaren Nähe dieses Hofes vermutet er eine Verteidigungsanlage aus altfriesischer Zeit. Wann die Anlage erbaut wurde, liegt im Dunkeln, aber wiederholt ist in alten Urkunden von einem Steinhaus die Rede. Als Beweis dafür dienen behauene Granitblöcke, die freigelegt wurden, als im letzten Kriege das Gebäude durch Bomben zerstört worden war und neu aufgebaut werden musste. Besitzer des Hofes wurden 1514 nach der Eroberung des Landes die Grafen von Oldenburg, die einen Junker Johann damit belehnten. In der Folgezeit war der Hof auch Sitz mehrerer Vögte.
Für Hans H. Francksen war dies nicht die erste Forschungsarbeit. In den vergangenen Jahrzehnten hat er bereits die Bauerschaften der Gemeinden Langwarden und Tossens auf gleiche Weise bearbeitet. Auch jetzt trug der Autor wieder mit größter Sorgfalt zusammen, was seit Jahrhunderten in den Archiven ruht. Für künftige Generationen von Heimatforschern dürften die Aufzeichnungen eine wahre Fundgrube sein.
Hans-Rudolf Mengers
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