Halloween – altes Brauchtum oder modischer Schnickschnack?
In Deutschland, auch in Butjadingen, ist das Halloween-Fieber ausgebrochen. Kinder, die verkleidet vor der Haustür stehen und „Süßes oder Saures“ fordern, Halloween-Partys im Geisterkostüm, Schaufenster mit leuchtenden Kürbissen und Masken. Hans-Rudolf Mengers ist den Ursprüngen des in neuerer Zeit auch bei uns verbreiteten Brauches nachgegangen und berichtete darüber einmal bei einem heimatkundlichen Klönabend.
Der Vorläufer von Halloween wurde von den Kelten auf der irischen Insel schon vor 5000 Jahren gefeiert und zählt somit zu den ältesten Festtagen der Menschheit. Das keltische Jahr beschränkte sich auf die Jahreszeiten Sommer und Winter. Mit dem Winteranfang am 1. November begann gleichzeitig auch das neue Jahr, bei den Kelten das wichtigste Ereignis im Jahresablauf, das natürlich auch festlich begangen wurde.
Am Vorabend aber kam bereits die Hausgemeinschaft zusammenkam um den Jahresabschluss zu feiern. Gleichzeitig machte man sich natürlich auch Gedanken um die Zukunft. In dieser Nacht hatten auch Orakel Hochkonjunktur. Aber das Fest stand noch unter einem zweiten Zeichen: Man glaubte, dass die Toten in dieser Nacht die Erlaubnis hätten, an den Ort ihres früheren Lebens zurückzukehren. Sogar Speisen und Getränke wurden für die Besucher bereitgestellt, um sie zu ehren aber auch um sie davon abzulenken, irgendwelchen Schaden an Haus und Bewohnern anzurichten.
Nachdem die Iren Christen geworden waren, wurde das heidnische Fest eigentlich überflüssig. Aber von den überkommenden Gewohnheiten mochten die Menschen nicht so ohne weiteres ablassen und pflegten ihren alten Brauch weiter. Papst Gregor IV. verfügte im Jahre 837, dass auch im Christentum Heilige und Tote verehrt werden sollten. Er setzte für den 1. November Allerheiligen an, gefolgt von Allerseelen am nächsten Tag. Wenn er allerdings gedacht hatte, dass damit dem heidnischen Fest die Grundlage entzogen worden wäre, so sah er sich getäuscht.
Später versuchten auch die Protestanten dieser Feier einen christischen Anstrich zu verleihen, indem sie im 16. Jahrhundert daraus den Aller-Heiligen-Abend (All Hallowed Evening = verkürzt Hallowe'en) machten und erwarteten, dass sich die Menschen in der Stille auf die bevorstehenden Festtage vorbereiteten. Jedoch auch dieser Versuch scheiterte auf Dauer. Und bis auf den heutigen Tag blieb Halloween, was es im Ursprung immer war: Ein durchaus nicht christliches Fest.
Im Laufe der Zeit begannen die Iren, sich an Halloween möglichst furchterregend anzuziehen, um böse Dämonen, die die Menschen in Angst und Schrecken versetzten, zu vertreiben. Nur durch Opfer und Geschenke ließen sie sich besänftigen. Noch heute ist es in Schottland und Wales Sitte, Halloweenfeuer zu entzünden, und die Vorstellung von Geistern und Hexen ist dort noch immer lebendig.
Der Halloween-Brauch wurde vor allem von den Iren mit in die „Neue Welt“ gebracht, Hier entwickelte sich Halloween zu gigantischen Fest. Schon am Nachmittag des 31. Oktober ziehen Kinder in allerlei gruseligen Verkleidungen aus, um von ihrem Recht, in der Nachbarschaft Süßigkeiten zu erbitten, Gebrauch zu machen. Bis in den späten Abend singen die Kleinen Trick or Treat. Das bedeutet so viel wie „Spendieren oder schikanieren“.
Seitdem UNICEF seit 1965 Halloween dazu benutzt, um Gelder für das Weltkinderhilfswerk zu sammeln, breitet sich die Tradition auch in anderen Ländern der Welt aus. Auch in Deutschland sind an Halloween Geister unterwegs – kleine, die an den Haustüren um „Süßes oder Saures“ begehren und große, die sich für Partys dämonisch verkleidet haben.
Dieses aus den USA importierte Halloween-Brauchtum hat mit dem eigentlichen Anlass nichts mehr zu tun. Es ist eher eine Mischung aus Karneval, Walpurgisnacht und Silvester in Verbindung mit ausgehöhlten Kürbissen, wohl nicht mehr als eine Art Herbstkarneval. Aber trotzdem ein Festtag, der Spaß macht.
Hans-Rudolf Mengers
Stichwort: Jack O'Lantern
Dereinst soll ein bösartiger alter Mann namens Jack gelebt haben. Als er seine Reise in die Ewigkeit antreten musste, wurde er nicht in den Himmel eingelassen. Nun machte sich auf den Weg in die Hölle, um dort Einlass zu begehren. Aber selbst der Teufel mochte den hinterhältigen Kerl nicht. Er trat ihm unterwegs entgegen und drückte ihm ein Stück glühende Kohle in die Hand. Damit zog Jack von dannen. Er legte die Kohle in eine ausgehöhlten Rübe und wandert seitdem mit dieser Laterne ruhelos herum, immer auf der Suche nach einem Platz, wo er den Rest seiner Tage zubringen könnte.
Die Menschen beneideten Jack nicht um sein Schicksal. Aber sie leiteten aus dieser Geschichte den Glauben ab, dass ein brennendes Stück Kohle in einer Rübe den Teufel – und damit wohl auch alle bösen Geister – abhalten könne. Inzwischen hat die Rübe ihre Bedeutung weitgehend verloren und wurde durch den größeren und ansehnlicheren Kürbis ersetzt. Der Kürbis ist heute eine der Symbolfiguren des Halloweentrubels.
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