Geehrt und geadelt: Mylius von Gnadenfeld
An das Wirken des großen Diplomaten in oldenburgischen Diensten Hermann Müller, besser bekannt unter seinem späteren Namen Mylius von Gnadenfeld, erinnerte Hans-Rudolf Mengers beim heimatkundlicher Klönabend des Rüstringer Heimatbundes. Der Sohn des Müllermeisters und Mühlenbesitzers Ocko Hermann Müller und dessen erster Ehefrau erblickte am 10. November 1603 in Berne das Licht der Welt. Kurz nach 1615 verließ die Familie Berne und zog auf die Mühle zu Hahnenknoop im Stadland, die der Vater inzwischen erworben hatte.
Hermann hatte zunächst bei dem Magister Essenius, dem Begründer der Berner Katechetenschule, eine besondere Förderung erfahren und der erreichte es auch, dass sein Schützling ein Stipendium zum Besuch eines Hamburger Gymnasiums erhielt. Anschließend studierte er Jura an den Universitäten Helmstedt, Rostock und Leiden. Nach dem Examen 1633 war er vermutlich zunächst einige Zeit als Reisebegleiter junger Adliger angestellt.
Aber Müller zog es wieder in die Heimat zurück. Als dann 1634 eine Kanzleisekretärstelle am gräflichen Hof in Oldenburg frei wurde, bewarb er sich darum und erhielt sie. Er muss sich rasch eingearbeitet und gute Arbeit geleistet haben, denn er erwarb schon sehr bald die Aufmerksamkeit und das Vertrauen seines Landesherrn. Ab 1636 übertrug ihm dieser zahlreiche diplomatische Missionen.
Von nun an war er fast ständig auf Reisen in diplomatischen Diensten. Es war schließlich eine bewegte Zeit, mitten im 30jährigen Krieg. Seine Hauptaufgabe bestand zunächst darin, in Verhandlungen mit den Krieg führenden Staaten die Anerkennung der oldenburgischen Neutralität zu erwirken und den Einfall fremder Truppen abzuwehren.
In der gleichen Zeit (1637) heiratete Hermann Müller die Katharina Mausolius, Tochter des gräflichen Rentmeisters und Advokaten Johann Mausolius. Der war übrigens Bauherr des Degode-Hauses am Markt in Oldenburg. Nach seinem Tode wurden dann seine Tochter und der Schwiegersohn Eigentümer dieses großzügigen Bürgerhauses.
Von 1646 bis zum Juli 1648 hielt er sich überwiegend bei den Friedensverhandlungen in Osnabrück auf. Latinisiert nannte er sich jetzt Mylius. Hier setzte er die Aufnahme des oldenburgischen Weserzolls in den Friedensvertrag durch. Aber der Weserzoll behagte den Bremern nicht und so setzte Mylius in der Folgezeit sein Bemühen fort, den Widerstand Bremens zu brechen. Im August 1652 gewann er durch geschickte Diplomatie bei einer Rundreise die Unterstützung fast aller Kurfürsten gegen die Hansestadt. Da sie sich aber immer noch nicht beugen wollte, wurde über sie schließlich die Reichsacht verhängt.
Zu gleichen Zeit etwa schenkte der dankbare Graf Anton Günther seinem erfolgreichen Diplomaten das Gut Gnadenfeld in der Gemeinde Seefeld und erwirkte beim Kaiser die Erhebung in den Adelsstand mit dem Prädikat „von Gnadenfeld“. Nach den Ermittlungen von Hugo Ahlhorn aus Seefeld muss die Hofstelle ungefähr 95 ha groß gewesen sein. Sie war „adelig frei“, das heißt frei von allen Abgaben. Dieses Land war übrigens erst kurz vorher mit dem Bau des Hobendeiches 1643 trockengelegt worden.
Es ist nicht davon auszugehen, dass der hohe Herr hier selbst Wohnung nahm, vielleicht hat er sich jedoch gelegentlich als Gast hier aufgehalten. Auf jeden Fall aber bezog er die Einkünfte daraus. Auch sein Sohn Ocko konnte mit dem reichen Erbe nichts rechtes anfangen. Wahrscheinlich in Geldnot verkaufte er zunächst zehn ha der Stelle und hernach das ganze übrige Gut.
Mylius erfuhr noch weitere Ehrungen. So wurde er im Herbst 1656 zum Mitglied des als Zentralbehörde der Grafschaft vorgesehenen Geheimen Rats ernannt. Aber hier spielte er keine besondere Rolle mehr, denn bereits ein Jahr später, im Herbst des Jahres 1657, starb er.
Mylius von Gnadenfeld ist als einer der herausragenden Persönlichkeiten unserer Heimat in die Geschichte der Grafschaft Oldenburg eingegangen. Er hat mit seinem diplomatischen Geschick einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, dass die Grafschaft Oldenburg in den schweren Zeiten des 30jährigen Krieges ihre Neutralität bewahren konnte und von kriegerischen Einflüssen weitgehend verschont blieb. Die Einkünfte aus dem Weserzoll blieben bis zu ihrer endgültigen Aufhebung 1803 eine wichtige Einnahmequelle der Grafschaft.
Hans-Rudolf Mengers
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