RÜSTRINGER HEIMATBUND e. V.

 

ZURÜCK ZU HEIMATKUNDLICHE TEXTE

<<< vorheriger Text

nächster Text >>>


Der Großherzog liefert Stoff für Anekdoten

Einen Ausflug in die Geschichte Oldenburgs unternahm Jan Boedecker aus Eckwarden mit den vielen Besuchern beim heimatkundlichen Klönabend des Rüstringer Heimatbundes. Dabei machte er zunächst deutlich, dass in der tausendjährigen Geschichte der Grafschaft Oldenburg die Großherzöge nur einen geringen Zeitraum einnehmen.

Erst der Wiener Kongress machte 1815 aus dem damaligen Herzogtum ein Großherzogtum – übrigens gegen den Willen des amtierenden Herzogs Peter (Friedrich Ludwig), der diesen „toskanischen Titel“ für sich ablehnte und stattdessen lieber einen größeren Gebietszuwachs gesehen hätte. Erst 1829 nahm sein Sohn mit der Thronbesteigung den ihm gebührenden Titel an. Bis zum Ende der Monarchie im Jahre 1918 erlebte das Land in knapp 90 Jahren nur drei Großherzöge: (Paul Friedrich) August, dessen Sohn (Nikolaus Friedrich) Peter und schließlich Friedrich August, den letzten regierenden Monarchen.

Im Folgenden wandte sich der Vortragende nun der Frage zu, wie die Fürsten vom Volke gesehen wurden. Begegnungen mit den Bürgern lieferten Stoff für zahlreiche Anekdoten, die von den Menschen zunächst weitererzählt und schließlich auch aufgezeichnet wurden. Jan Boedecker hat eine ganze Reihe solcher Geschichten insbesondere über den letzten Großherzog gesammelt.

So berichtete er von der Fahrt des Fürsten an einem warmen Sommertag über Land, bei der ihn unterwegs der Durst überkam. Als er an einer Landwirtschaft vorbei kam, ließ er halten und bat die Frau des Hauses um ein Glas Milch. Die Frau jedoch hatte keine Milch, da die Mägde eben erst zum Melken fortgegangen waren. Aber Buttermilch könne er schon haben, meinte sie. Der hohe Herr nahm auch das Getränk gern an und bedankte sich höflich. „Och, lassen Sie man“, meinte die Frau etwas verlegen, „die hätten sonst doch nur die Schweine bekommen.“

Ein andermal unterhielt sich der Großherzog auf einem Kriegerfest in Oldenburg mit einem Veteranen. Als er erfuhr, dass der von Beruf Schuster war, fragte er ihn, ob er denn in seiner Jugend auch auf Wanderschaft gewesen sei und etwas von der Welt gesehen habe. Da leuchteten die Augen des so Angesprochenen und er erklärte dem Monarchen, dass er weit herum gekommen sei und sogar in Brake und Elsfleth gearbeitet habe.

Als während der Revolution im November 1918 Großherzog Friedrich August für sich und seine Nachkommen auf den Thron verzichtet hatte, verließ er mit seinen Angehörigen Oldenburg und zog nach Rastede in sein hübsches Palais, das ihnen bis dahin als Sommersitz gedient hatte. Natürlich war es der Familie auch hier möglich, von den reichen Gütern in gewohnten Stil zu leben. Sorgen machte sich nur eine alte Frau aus der Nachbarschaft. Sie meinte, es wäre wohl besser gewesen, wenn er früher geklebt, also Rentenbeiträge geleistet hätte.

Hans-Rudolf Mengers

NACH OBEN

 

 

HOME  |  KONTAKT  |  IMPRESSUM  |  DATENSCHUTZERKLÄRUNG