Bruncken baute Spezialmotoren für die Landwirtschaft
In guten Zeiten beschäftigte er in seinem Kölner Werk über 300 Mitarbeiter und seine Spezialmotoren gingen in alle Welt. Dabei stammte der erfolgreiche Unternehmer Johannes Bruncken aus Fedderwardersiel. Den Weg dieses Mannes zeichnete Erwin Albers aus Bremen einmal beim heimatkundlichen Klönabend des Rüstringer Heimatbundes nach.
Bereits in seiner Lehrzeit habe er gelegentlich mit Brunckenmotoren zu tun gehabt, berichtete der gelernte Elektrotechniker Erwin Albers. Sein besonderes Interesse aber sei erst geweckt worden, nachdem er erfahren habe, dass Bruncken aus Butjadingen stamme. Und so begann er aus alten Jahrgängen der Verbandszeitschrift Artikel über die Motorenwerke und die Inhaberfamilie zu sammeln. Zur Hilfe kamen ihm dabei auch die Aufzeichnungen der auch heute noch in Butjadingen ansässigen Familie Bruncken.
Johannes Bruncken wurde 1880 in Fedderwardersiel geboren, wo sein Vater Theodor im Hafen einen Holz- und Getreidehandel betrieb. An den Schulbesuch in Oldenburg schloss sich eine technischpraktische Ausbildung an, darauf folgte der Besuch einer technischen höheren Lehranstalt. Als 22jähriger erhielt der junge Ingenieur seine erste Anstellung bei der HeliosElektrizitäts A. G. in KölnEhrenfeld. Später wechselte zu einer anderen Firma, bei der er hauptsächlich mit WechselstromMotoren zu tun hatte.
Allerdings, seine Ideen zur Verbesserung dieser Geräte konnte er dort nicht durchsetzen, und so entschloss er sich mit 27 Jahren, in Köln eine eigene Firma zu gründen. Der junge Firmengründer bewies, dass er nicht nur ein guter Techniker und Erfinder war, sondern auch unternehmerische Fähigkeiten besaß. Schon drei Jahre später (1910) wurde mit dem Bau einer eigenen Fabrik begonnen. Und im selben Jahr lieferte seine Firma den Antrieb für das Geläut im Kölner Dom.
Mit den Erfolgen weitete sich das Unternehmen immer mehr aus. Die Bruncken-Motoren kamen besonders dort zum Einsatz, wo es um Schweranlauf und rauhen Betrieb ging: Bergbau, chemische Industrie, Schiffbau und auch in der Landwirtschaft. Wegen seiner hervorragenden Eigenschaften hat die Deutsche LandwirtschaftsGesellschaft (DLG) den EldiDokaMotor im Jahr 1953 als SpezialLandwirtschaftsmotor mit der bronzenen Preismünze ausgestattet. Wichtigste Verwendungsbereiche waren der Antrieb von Dreschmaschinen, Mahlgängen und Heuaufzügen. Auch Hans Hermann Francksen hatte einen solchen Motor auf seinem Hof in Ruhwarden.
Wurde auch das Werk im 2. Weltkrieg arg in Mitleidenschaft genommen, so konnte es sich doch weiterhin erfolgreich auf dem Markt behaupten. Ernsthafte Probleme tauchten dagegen Ende der 50er Jahre auf, als eine neue Norm für Bauformen von Elektromotoren eingeführt wurde, in der einheitliche Befestigungsmaße und Wellenhöhe usw. festgelegt wurde. Die Hersteller hatten nun mit großem Aufwand ihre Fertigung umzustellen. Der Vorteil aber lag eindeutig bei den Kunden: Die Produkte wurden vergleichbarer, was letztlich zu einem enormen Preisverfall führte. So kam es zu einer umfangreichen Neuordnung auf dem Gebiet der Elektromotorenherstellung.
Auch die „Cölner Elektromotorenfabrik Johannes Bruncken“ überlebte diese Zeit nicht. Sie stellte 1966/67 die Produktion ein und legte das Werk still.
Im Jahr darauf starb der Seniorchef und Firmengründer Johannes Bruncken. Sein Name allerdings wird immer verbunden bleiben mit technischem Fortschritt und unternehmerischem Mut. Auch die Qualität seiner Erzeugnisse spricht für ihn: Manche seiner Motoren, oft schon über ein halbes Jahrhundert alt, verrichten noch heute zuverlässig ihren Dienst.
Hans-Rudolf Mengers
NACH OBEN
|