RÜSTRINGER HEIMATBUND e. V.

 

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Bereits im Mittelalter galt: Vorbeugen ist besser als Bohren

„Eine schöne Kunst, vor allem bei hohem Fieber: Nehmet das Häutlein, welche in den Eierschalen zu finden, damit umwickelt den kleinen Finger der linken Hand und lasset es 24 Stunden daran, so wird das Fieber vergehen.“ Dieses Mittel empfahl ein gewisser Johann Ramien seinen Mitmenschen in seinem 1759 niedergeschriebenen KUNST BUCH.

Etwa 70 solcher alten Rezepte und Ratschläge hinterließ Johann Ramien seiner Nachwelt. Er selbst war von ihrer Wirksamkeit durchaus überzeugt, habe er doch, wie er betont, „alles schön probirt“. Die Teilnehmer eines heimatkundlichen Klönabends, die sich zu dem Thema „Alte Heil- und Hausmittel“ versammelt hatten, ließen allerdings auch Zweifel aufkommen, denn manches aus dieser von Hans-Rudolf Mengers vorgetragenen Handschrift schien mehr der Fantasie des Schreibers entsprungen zu sein.

Um Runzeln im Gesicht zu vertreiben, empfiehlt er Wasser von weißen Lilien. „Wasche das Angesicht oft damit, das macht frische Farbe und vertreibt die auch die Sprützen desselben.“ Um die Müdigkeit der Füße zu lindern, nimmt man den Saft von gestoßener Wegbreite und bestreicht sie damit. Und wer Wert auf eine gute Stimme legt, sollte diesen Rat befolgen: „Nimm Fenchel Wasser und trinke davon Abends und Morgens ein Loth, dieses machet eine weite Brust und eine gute Stimme."

Die Menschen früherer Zeiten kannten Heilpflanzen in großer Zahl und das Wissen darum gehört zu den ältesten Errungenschaften menschlicher Kultur. Jede Krankheit, so scheint es, hatte in der Natur ihr eigenes Gegenmittel, und unsere Vorfahren lernten es, sie anzuwenden. Philipp Fürst aus Rodenkirchen wies darauf hin, dass in früheren Zeiten bei leichten Erkrankungen längst nicht immer gleich nach dem Arzt gerufen wurde. Viele „Wehwehchen“ kurierte man mit eigenen Hausmitteln.

So sei der aus dem Seewermut hergestellte „Würmken“ im Hause seiner Großeltern immer zur Hand gewesen und bei beginnendem Unwohlsein zur Anwendung gekommen. Auch vorbeugend konnte er eingenommen werden: Morgens und abends einen Schluck davon, dann war man „gut auf dem Damm“, wie man hier sagt. Eine große Rolle in der Hausmedizin spielten auch der Holunder und die Weide.

Ein besonderes Problem war zu allen Zeiten der Zahnschmerz. War die Ursache dafür Karies, so hielt sich bis in das 19. Jahrhundert hinein die Vorstellung, die Zähne seien von Würmern befallen. Hildegard von Bingen, die berühmte Ärztin des 12. Jahrhunderts, empfahl dann, Aloe und Myrrhe über glühenden Kohlen von Buchenholz zu entzünden und den Rauch durch einen Halm zu dem schmerzenden Zahn zu leiten. „Das soll er zwei- bis dreimal am Tag fünf Tage lang tun, und er wird geheilt sein.“

Eitrige Zahnfleischentzündungen entstanden, so glaubte man, infolge fauligen Blutes. Eine Medizin aus Wermut und Eisenkraut in Wein gekocht und mit etwas Zucker versüßt, sollten von innen her Abhilfe schaffen, während die gekochten, aber noch warmen Kräuter auf den schmerzenden Kiefer gelegt, Linderung von außen bringen sollten. Augenblickliche Erleichtungs aber konnte sich der verschaffen, der ein eitriges Geschwür mit einem Dorn (vom Brombeerstrauch sollte er sein) öffnete, „damit der Eiter heraustreten kann.“

Zuletzt aber galt bei Hildegard von Bingen, wie auch heute noch, das Beste gegen Zahnbeschwerden sei die Vorbeugung. „Wer gesunde Zähne haben will, soll am Morgen reines, kaltes Wasser in den Mund nehmen, damit der Belag an seinen Zähnen aufweicht. Dann soll er sich die Zähne putzen und dies oft tun. Dann wird der Zahnbelag nicht mehr wachsen, sondern die Zähne werden gesund bleiben.“

Hans-Rudolf Mengers

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