Hermann Wempe erwarb Radium von Madame Curie
Zu den verdienstvollen Butjentern, deren Andenken nicht in Vergessenheit geraten sollte, gehört auch Hermann Wempe. Er gilt als einer der Pioniere des heutigen Volkshochschulwesens. Hans Hermann Francksen berichtete darüber einmal beim heimatkundlichen Klönabend des Rüstringer Heimatbundes.
Hermann Wempe wurde am 15. Dezember 1862 in Großensiel geboren, besuchte die Volksschule in Abbehausen und von 1877 bis 1881 das Lehrerseminar in Oldenburg. Nach einigen Jahren Schuldienst, wo er zeitweise auch in Tossens an der Volksschule unterrichtete, wurde er Lehrer an der Höheren Bürgerschule in Rodenkirchen. Dort verheiratete er sich mit seiner Jugendfreundin Helene Graf aus Altenesch. 1889 übersiedelte das junge Paar wieder nach Tossens, wo Hermann Wempe eine Stelle als Lehrer an der neu gegründeten Privatschule übernahm.
In jenen Jahren betrieb er bereits sehr intensiv naturwissenschaftliche Studien. In vielen Vorträgen in der näheren Umgebung führte er seinen begeistert lauschenden Zuhörern die neuesten technischen Errungenschaften und Erkenntnisse vor. Die wissenschaftliche Forschung bestimmte nun immer mehr seinen Lebensinhalt. 1893 gab er schließlich den Schuldienst auf, verzog nach Oldenburg und stellte sich ganz auf den Beruf des Wanderredners ein.
Hermann Wempe scheute weder Arbeit noch Kosten, um stets das Neueste und Beste bieten zu können. Unerschöpflich war die Fülle der Stoffgebiete, über die er mit Meisterschaft zu sprechen wusste. Immer zahlreicher strömten die Menschen zu den mittlerweile überall in Deutschland bekannten „Wempe-Vorträgen“. So sprach er 1901 in Kiel auf der Kaiserlichen Werft vor einer riesigen Menschenmenge und kurze Zeit später in Bückeburg vor den „fürstlichen Herrschaften, die ihm größte Anerkennung zollten.“
Schon 1905, bald nach der Entdeckung des Radiums durch das Ehepaar Curie in Paris, hatte Wempe, der gleich die überragende Bedeutung dieses Elements für die Wissenschaft erkannt hatte, ein großes Radiumpräparat von Madame Curie selbst erworben und führte es nun in zahlreichen Experimentalvorträgen weitesten Kreisen in Deutschland vor.
Er pflegte die von einer Bleikapsel mit Glasdeckel umschlossenen Kristalle mit der rechten Hand jedem einzelnen seiner Hörer vorzuzeigen; aber die linke Hand, die ungeschützt blieb, wurde bei diesen immer wiederkehrenden Vorführungen so oft bestrahlt, dass sich nach Jahren Krebswunden an ihr bildeten, die nicht zu heilen waren. So wurde er, wie so mancher der frühen Strahlenforscher, ein Opfer seines Berufs. Hermann Wempe starb am 7. Mai 1937.
Bereits 1905 hatte ihm Großherzog Friedrich August für seine Verdienste den Professorentitel verliehen.
Hans-Rudolf Mengers
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